Innocence in Danger will das Hinsehen trainieren

Der Vereinssport hat ein Problem mit sexuellem Kindesmissbrauch. Das zeigen die Fallstudie „Sexualisierte Gewalt und sexueller Kindesmissbrauch im Kontext des Sports“ vom September 2022 sowie die kurz zuvor erstmals ausgestrahlte ARD-Dokumentation „Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport“. 

Die Berliner Agentur glow hat zum Start der Anlaufstelle „Safe Sport“ von Bund und Ländern für ihren langjährigen Kunden Innocence in Danger eine Kampagne gestaltet, die das Hinsehen in den Fokus rückt. Wir sehen Brillen aus verschiedenen Sportarten, die uns groß anschauen. Darin spiegeln sich angedeutete Missbrauchshandlungen. Die Headline dazu heißt: „Zeit, das Hinsehen zu trainieren.“

„Wir müssen alle Fälle ans Licht bringen“ so Nancy Faser, Bundesinnenministerin zum Start des neuen Zentrums. Eine neue Fallstudie der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs basiert auf 72 Berichten. Daraus geht hervor, dass Betroffene den Missbrauch größtenteils als Minderjährige im Leistungssport erlebten. Von den Vereinsinstanzen erfuhren sie keine Unterstützung – im Gegenteil. Die Betroffenen berichten, dass ihre traumatischen Erlebnisse bagatellisiert und vertuscht wurden. Die gleiche Erfahrung machte auch der ehemalige Profi-Wasserspringer Jan Hempel, dessen bewegende Geschichte Teil der ARD-Dokumentation „Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport“ war. Er berichtet, seit der Kindheit schweren sexuellen Übergriffen durch den eigenen Trainer ausgesetzt gewesen zu sein. Weder die damalige Bundestrainerin noch der Deutsche Schwimm-Verband bemühten sich nach Kenntnisnahme um Aufarbeitung.

„Sportvereine müssen klare Regelwerke und Schutzkonzepte haben, die Prävention, Intervention und im besten Fall eine Form der Aufarbeitung beinhalten“, so Julia von Weiler, Vorstand von Innocence in Danger Deutschland. „Wir alle müssen lernen, besser hinzuschauen und zu handeln, wenn es um sexualisierte Gewalt im Sport geht.“ Das Ziel: ein neuer, geschärfter Blick durch die Brillen verschiedenster Sportarten, der Zeichen für sexuellen Missbrauch wahrnimmt – und wahrnehmen will. „Das genaue Hinsehen ist der erste Schritt, um Übergriffe zu verhindern. Deshalb sollte es ebenso ernsthaft trainiert werden wie Leistungssport“, so Johannes Krempl, Geschäftsführer Kreation von glow communication in Berlin. Die Motive erscheinen in den sozialen Medien sowie als OOH-Kampagne. 

Innocence in Danger und glow bringen Kindesmissbrauch ans Licht

Laut WHO sind in Deutschland jährlich rund 1 Million Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt betroffen. Auf diese erschreckende Zahl macht die Berliner Agentur glow im Auftrag von Innocence in Danger mit einem neuen Film aufmerksam.

200722_IiD_Jahreskampagne_Motiv_Juli_FB_DE_3Mit symbolischen Leuchtreklamen, die auf den Kindesmissbrauch hinweisen, wird darin deutlich, dass er an jedem Ort und vor allem auch in jeder sozioökonomischen Schicht stattfinden kann. Vom Wohnwagen, über ein Mehr- und Einfamilienhaus, bis hin zur ansehnlichen Villa, die Aussage des Films ist unmissverständlich: Es kann überall passieren – wir müssen nur hinsehen.

200722_IiD_Jahreskampagne_Motiv_Juli_FB_DE_2Dadurch wird der Fokus und die Verantwortlichkeit weg von den Betroffenen genommen und stattdessen das Umfeld der Kinder angesprochen, denn wie schon der Unternehmensclaim von Innocence in Danger sagt: Kein Kind kann sich alleine schützen. Jedes Kind, das sexuellen Missbrauch erlebt, hat durchschnittlich 20-40 weitere Personen in seinem Umfeld, deren Pflicht es ist, dieses Kind zu schützen, nach Anzeichen von sexueller Gewalt Ausschau zu halten und zu handeln. Wenn sich ein Kind plötzlich oder schleichend aus unerklärbaren Gründen anders verhält als gewohnt, sich z.B. zurückzieht, aggressiv wird, oder keine Lust mehr auf seine Hobbys hat, dann ist es ein Zeichen dafür, dass es etwas bedrückt. Um herauszufinden, was los ist, müssen sich Erwachsene Zeit nehmen, um mit dem Kind ins Gespräch zu kommen. Werden diese versteckten Andeutungen und die zugrunde liegenden Bedürfnisse übergangen, verlässt Mädchen und Jungen häufig der Mut, sich anderen anzuvertrauen. Andeutungen und Verhaltensänderungen sind die Symbolsprache von Kindern und Teenagern an Erwachsene, die wahrgenommen und richtig interpretiert werden müssen.

200722_IiD_Jahreskampagne_Motiv_Juli_FB_DE_4Ziel des Films ist es also nicht nur generell auf sexuellen Missbrauch in Deutschland hinzuweisen, sondern ganz konkret jeden Erwachsenen dazu aufzurufen bei den eigenen Kindern, bei Nichten und Neffen, Cousinen, und Cousins, Schülerinnen und Schülern oder Kindern aus dem Freundes- und Bekanntenkreis genauer hinzusehen und einzuschreiten. Denn sexueller Missbrauch von Kindern ist gegenwärtiger, als man denkt. Und auch wenn nicht alle Handlungen, die unter sexuelle Gewalt zählen, strafbar sind, verletzen sie doch alle das Kind – psychisch und in den schlimmeren Fällen auch physisch.

Kinder sind kein Sexspielzeug!

Neue Kampagne von glow und Innocence in Danger zum „internationalen Tag gegen Kindesmissbrauch“ warnt mit drastischen Bildern.

Innocence in Danger Sex Spielzeug Kindesmissbrauch SexpuppeZum „internationalen Tag gegen Kindesmissbrauch“ am 19. November startet die Berliner Agentur glow für den Verein Innocence in Danger eine neue Print- und Postkartenaktion. Die Bilder zeigen Kinder wie sie täglich von Pädokriminellen im Netz als „Sexspielzeug“ gesucht werden. Laut Schätzungen der UN und des FBI sind zu jeder Sekunde 750.000 Pädokriminelle online. Sie suchen digital Kontakt zu Kindern, um sie im realen Leben zu treffen und zu missbrauchen. Andere begnügen sich mit Bildern von Kindern, um sich sexuelle Befriedigung zu verschaffen. Wieder andere verkaufen, tauschen und handeln mit Kinderbildern. Im Netz können Täterinnen und Täter Mädchen und Jungen ungestört beobachten und über Plattformen, Spiele oder Chats kontaktieren.

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